Oma und Opa kannten sie noch: die alten Bauernregeln über das Wetter und die Ernte. Die bekanntesten Bauernregeln und was wirklich dahintersteckt, liest du hier.
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Mittlerweile können Wetterdienste schon rund sieben Tage im Voraus sagen, wie das Wetter werden wird. Das funktioniert mithilfe von Messgeräten und Satellitenaufnahmen. Als es diese Geräte noch nicht gab, mussten unsere Vorfahren auf Weisheiten und Erfahrungen ihrer eigenen Vorfahren zurückgreifen.
Besonders Bauern waren vom Wetter abhängig und mussten dementsprechend ihre Ernte planen. Aus diesem Grund werden die Wetterregeln heute auch Bauernregeln genannt. Auch heute verwenden wir noch Floskeln wie „April, April, der macht, was er will“ in Gesprächen über das Wetter.
Auch die Ernte vieler Landwirte befindet sich in einer entscheidenden Phase. So heißt es oftmals: „So golden die Sonne im Juli strahlt, so golden sich der Weizen mahlt.“ Credit: IMAGO / INSADCODieser Spruch soll den Verlauf des Wetters im Tagesverlauf vorhersagen. Der Morgentau auf den Blättern zeigt, dass die vorausgegangene Nacht klar war und kein Wind ging. Dies erhöht tatsächlich die Wahrscheinlichkeit, dass das Wetter noch einige Stunden so bleiben wird. Im Laufe des Tages kann es jedoch zu Wetterumschwüngen kommen, sodass diese Aussage nur auf die Morgenstunden bezogen werden kann. Credit: IMAGO / ZoonarOhne Wetter-Apps war es früher schwer, Schauer oder Sonnenschein vorherzusagen. Bauern waren aber bei ihrer Arbeit auf dieses Wissen angewiesen. Aus diesem Grund orientierten sie sich bei Sonnenaufgang an der Färbung der Wolken. Da in Deutschland Hochs und Tiefs zumeist aus dem Westen kommen, ist dies durchaus sinnvoll. Denn die Sonne, welche im Osten aufgeht, scheint dabei auf die Wolken im Westen. Credit: IMAGO / Wolfram WeberWahrscheinlich der heute noch bekannteste Ausspruch und vielleicht sogar der mit dem höchsten Wahrheitsgehalt. Das durchwachsene Wetter im April (Frühling) lässt sich nämlich damit erklären, dass sich nach dem Winter Wasser- und Landmassen unterschiedlich schnell erwärmen. So kommt es vor, dass kaltes Wasser aus Seen und den Meeren auf warme Luft trifft und kondensiert. Als Folge kühlt nicht nur die Luft über dem Festland ab, sondern das Wasser kommt auch in Form von Regen auf die Erde. Credit: IMAGO / Chantal AndersEin Sommer voller Sonnenschein? Ein alter Kalender sagt genau das Gegenteil – nämlich eine ganze Menge Regen – für die nächsten Monate voraus. Ausschlaggebend für die Wetterprognose ist der Gervasiustag am 19. Juni. Der Hundertjährige Kalender besagt, dass auf einen verregneten Gervasiustag weitere 40 Tage Regen folgen würden. Credit: „Wenn im Jul‘ das Vieh nicht schwitzt, es im August oft donnert und blitzt“In den Bauernkalendern markiert der Johanni-Tag (24. Juni) einen wichtigen Stichtag. Vielen bekannt als „Sommersonnenwende“, ist er auch für die Landwirtschaft von Bedeutung. Traditionell galt Johanni als Ende der Spargel- und Rhabarbersaison.
Für Gartenfreunde ist es ein guter Zeitpunkt, nach der Schafskälte empfindliche Pflanzen wie Gurken, Paprika und Kürbisse ins Freiland zu setzen, da ab diesem Tag mit stabileren Temperaturen gerechnet werden kann. Auch für die Heuernte ist Johanni ein wichtiger Orientierungstag, denn viele Bauern beobachteten im Laufe der Zeit, dass der Zeitraum um dieses Datum trockeneres Wetter mit sich bringt. Credit: IMAGO / CHROMORANGE, IMAGO / Future ImageObwohl meteorologisch zumindest umstritten, gilt der Siebenschläfertag (27. Juni) als eine der bekanntesten Langzeit-Wetterprognosen. Tatsächlich ist die Großwetterlage Ende Juni oft richtungsweisend für die kommenden Sommerwochen. Credit: IMAGO / McPHOTODer Ursprung dieser Bauernregel liegt beim berühmten Siebenschläfer-Phänomen, wie der Diplom-Meteorologe Jörg Riemann verrät. Die Temperaturen im Juli geben Auskunft, auf welches Wetter wir uns im August einstellen können. Bleibt es also im Juli ungewöhnlich kühl, sodass auch die Tiere auf der Weide nicht ins Schwitzen geraten, kann es nicht schaden, sich für den August schon mal den Pullover bereitzuhalten. Kurz gesagt: kurze Schönwetterperioden im Juli deuten auf wenige bis keine Schönwetterperioden im August hin. Credit:stock.adobe.com – MariliisIm August beginnt die Erntezeit und gleichzeitig werden die Nächte langsam kühler. Warme Sommertage im August sind dennoch unerlässlich, damit die Ernte voll ausreift. Das Wetter am 15. August (Mariä Himmelfahrt) wird übrigens oft als Vorzeichen für den Herbst gesehen. Credit: Stephen Coburn – stock.adobe.comNicht nur Wolken oder der Tau werden als Botschafter des Wetters angesehen. Auch Tiere dienen als Hilfe, da diese in den meisten Fällen wetterfühliger als Menschen sind. Dieser Ausspruch ist trotzdem mit Vorsicht zu genießen: Zum einen überleben die meisten Spinnen den Winter nicht und zum anderen ziehen sich die wenigen Arten, die überwintern, in die Häuser zurück, wenn es schon kalt ist. Also ist diese Bauernregel eine Bestätigung der Kälte und keine Vorhersage. Credit: IMAGO / blickwinkelAuch diese Bauernregel wurde wissenschaftlich bestätigt. Statistiken belegen nämlich, dass die Wahrscheinlichkeit für einen milden Januar bei 71 Prozent liegt, wenn es im Oktober durchschnittlich 1,5 Grad kälter war als im Jahr davor. Credit: IMAGO / Rupert OberhäuserModerne Messungen beweisen, dass auf einen kalten Winter zu 65 Prozent ein warmer Sommer folgt. Andersherum funktioniert diese Annahme nicht, denn ein warmer Dezember sagt nachweislich nichts über das Wetter im Juni aus. Diese Bauernregel führt uns also hinters Licht. Credit: IMAGO / Beautiful SportsAm 1. November feiern Christen „Allerheiligen“. Früher orientierte man sich an diesem Tag, um das Wetter des folgenden Winters vorherzusagen. Liegt an diesem Tag Raureif auf der Wiese und den Blättern, stehen die Chancen für eine „weiße Weihnacht“ nicht schlecht. Dies sind vor allem Erfahrungen unserer Vorfahren, die womöglich die „kleine Eiszeit“, eine kalte Klimaperiode, die zwischen 1570 und 1630 in Europa unterschiedlich stark ausgeprägt war, miterlebt hatten. In dieser Zeit traten lange und sehr kalte Winter auf, die in manchen Jahren schon „im Herbst begannen“. Credit: IMAGO / ZoonarBauern beobachteten immer wieder Jahre, in denen nach einem harten Winter auch ein besonders heißer Sommer folgte. So konnten sie sich, je nach den Bedürfnissen ihrer Pflanzen, auf eine gute Ernte einstellen. Heutige Statistiken bestätigen, dass in drei von fünf Jahren nach einem schneereichen Winter besonders die Monate Juli und August überdurchschnittlich heiß waren.
Interessant, wie lange sich die Beobachtungen unserer Vorfahren schon im Volksmund behaupten können! Auch wenn sie nicht immer zu hundert Prozent stimmen, werden sie oft noch gerne verwendet. Wie lange sie angesichts des Klimawandels noch ihre Gültigkeit behalten, wird die Zukunft zeigen. Credit: IMAGO / Fotostand