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Engländer gewinnt umweltfreundliche Energie aus Hundekot.

Nichts Anrüchiges

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Wolken verhängen das Abendrot hinter dem Höhenzug der Malvern Hills. Die schmale Straße windet sich den Hang hinauf, dann endet sie in einer Sackgasse. Vor dem letzten Haus flackert das warme Licht einer Laterne. Darunter: seltsame grüne Fässer, eine Kurbel und ein laminierter Zettel.

In dem Haus in der englischen Grafschaft Worcestershire lebt Brian Harper. Die Straßenlaterne hat der Tüftler in seiner kleinen Werkstatt selbst entwickelt. Das Besondere an ihr: Sie wird von etwas betrieben, das die Menschen nur selten mit etwas Nützlichem verbinden – Hundekot. Hintergrund dieser skurrilen Idee waren zwei Auslöser. 

Foto: YouTube/David Gregory-Kumar
YouTube/David Gregory-Kumar

Zum einen hatte Harper im Jahr 2012 mit einer Gruppe anderer Ingenieure die alten Gaslaternen repariert, die für diese Gegend typisch sind. Zum anderen hat er sich bei dieser Arbeit ständig über stinkende Tretminen am Straßenrand aufgeregt. Der Mann mit dem grauen Rauschebart machte sich an die Arbeit. Der Trick, auf den er kam, ist dabei ebenso einfach wie genial.

Zunächst hängt an seinem Gartenzaun ein Kasten mit kostenfreien Hundekotbeuteln aus festem Papier. Damit sammeln Passanten die Hinterlassenschaft ihrer Vierbeiner ein und werfen sie samt Beutel in einen Trichter. Neben dem Trichter gibt es eine Kurbel, mit der man das stinkende Paket in eines der grünen Fässer befördert. Dort passieren gleich zwei großartige Dinge.

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In dem Fass zersetzen Mikroorganismen den Hundekot nämlich nicht nur in sauberes Methangas, mit welchem die Lampe betrieben wird. Der übrig gebliebene Mist ist auch noch ein hervorragender Pflanzendünger! 

Brian Harper freut sich: 10 Beutel reichen für 2 Stunden Licht – und die Leute erkennen, dass Hundehaufen zu wertvoll sind, um sie einfach am Seitenstreifen liegen zu lassen. Wäre das also nicht eine tolle Idee für Großstädte, in denen die Beseitigung von Hundekot recht hohe Kosten verursacht? Teilweise wird das sogar schon gemacht. Doch es gibt ein gravierendes Problem.

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Nimmt man es genau, ist die Idee natürlich uralt. Bereits in der Steinzeit wurden Tierfäkalien als Brennstoff verwendet. Vor allem in Entwicklungsländern nutzen heute viele Haushalte und Höfe kleine, mit Viehdung betriebene Anlagen, um Energie aus Biogas zu gewinnen.

Auch in Industriestaaten gibt es ähnliche Projekte: Im kanadischen Waterloo wird Hundekot zentral eingesammelt, das Methan für die Stromerzeugung genutzt und der Dünger günstig an die Bauern der Region verkauft. Das Pilotprojekt liefert Energie für 13 Haushalte und spart 630 Kilogramm CO2-Emissionen im Jahr ein.

In Bristol (England) wird gar ein Bus mit Biogas aus menschlichen Exkrementen und Essensresten betrieben. Er pendelt zwischen der Stadt Bath und dem Flughafen von Bristol. Mit vollem Tank kommt er rund 300 Kilometer weit; die durch den Bus verursachte Luftverschmutzung liegt weit unterhalb der eines benzin- oder dieselbetriebenen Gefährts. 

Foto: Wikimedia/Geof Sheppard/CC BY-SA 4.0
Wikimedia/Geof Sheppard/CC BY-SA 4.0

Doch für einen flächendeckenden Einsatz ist die „Fäkalien-Energie“ meist zu unrentabel. Immerhin werden fossile Brennstoffe weltweit künstlich günstig gehalten – mit Subventionen von 4,3 Billionen Euro jährlich! Da scheuen die klammen Kommunen Investitionen in das große Potenzial, das in den nur scheinbar ärgerlichen Hundehaufen steckt.

Wie gut, dass es immerhin Einzelne gibt, die wie Brian Harper auf seinem idyllischen Hügel clevere Lösungen finden – für das Problem umweltfreundlicher Energiegewinnung zum einen, für das Problem mit den stinkenden Tretminen zum anderen. Das Video über den Tüftler findest du hier (auf Englisch):

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Manchmal scheint es, als würde die Zukunft nicht in großen wissenschaftlichen Labors entworfen, sondern in kleinen Tüftler-Werkstätten. Harpers Laterne mag von manchen belächelt werden. Mit ein paar Tüten voll von Bellos Exkrementen wird man kaum eine ganze Stadt beleuchten können. Die Herausforderung, der sich der schrullige Mann aus Worcestershire stellt, geht jedoch alle an. 

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