Du hast noch nie von cornern, cheedo und cringe gehört? Dann zählst du offiziell zu den Erwachsenen, denn diese drei Wörter sind Beispiele aus der Jugendsprache. In jeder Generation haben junge Leute ihre eigene Form der Kommunikation und warum das so ist, erfährst du hier.
Dass junge Menschen sich von den Erwachsenen lösen möchten, gehört zum Älterwerden dazu. Jugendliche machen dies vorwiegend durch Kleidung und durch ihre Sprache. Dafür benutzen sie ganz spezielle Wörter, um sich von anderen – zumeist älteren – sozialen Gruppen abzugrenzen und ihre Identität auszudrücken. Die Jugendsprache ist regional verschieden und einem ständigen Wandel unterzogen. Was heute „lit“ (cool, super, toll) ist, kann morgen schon „wack“ (mies, langweilig) sein.
Wie entsteht Jugendsprache?
Grundsätzlich kann man sagen, dass Jugendsprache die Sprache ist, die vorwiegend von jungen Leuten verwendet wird. Neben der Kommunikation dient sie vor allem zur Identitätsbildung der Heranwachsenden. Ihre Sprache orientiert sich stark an aktuellen Trends und ist für (ältere) Außenstehende nur schwer zu verstehen. Oft schütteln die Erwachsenen den Kopf über die vermeintliche Verunglimpfung der Sprache, dabei hat fast jeder von uns in seiner jugendlichen Sturm-und-Drang-Phase Ausdrücke benutzt, die den Älteren missfallen haben.
Da die Jugendsprache kein einheitliches Phänomen ist, kann man nur schwer pauschale Merkmale erkennen. Doch es gibt einige Erkennungszeichen, die für die Jugendsprache typisch sind:
Anglizismen
Anglizismen sind Wörter aus dem Englischen, die in die deutsche Sprache übernommen wurden. Vor allem junge Leute nutzen englische Begriffe für ihre Kommunikation untereinander:
- Das war ziemlich cringe! / Das war zum Fremdschämen.
- Der Typ war die ganze Zeit echt weird! / Der Typ war die ganze Zeit echt seltsam/eigenartig.
Wortneuschöpfungen
Erwachsene werfen den jungen Leuten ja gerne Faulheit und allgemeines Desinteresse vor, dabei sind die Jugendlichen vor allem, was ihre Sprache angeht, äußerst kreativ und ideenreich. Und so finden auch immer wieder Wortneuschöpfungen, sogenannte Neologismen, den Weg in ihren Wortschatz:
- Du bist ein echter Gönnjamin. / Gönnjamin: Person, die sich Luxus gönnt
- Was für ein Ehrenmann! / Person, die etwas Besonderes für jemand anderen macht
Abkürzungen und Akronyme
Die verwendeten Abkürzungen und Akronyme finden vorwiegend in der digitalen Kommunikation statt. Auch wenn die Jugend von heute nicht mehr auf die Zeichenzahl in Kurznachrichten achten muss, werden immer wieder Wörter abgekürzt.
- Yolo! / Akronym für: You only live once – Du lebst nur einmal!
Abweichender Wortschatz und der Gebrauch von Füllwörtern
Jugendsprache zählt zur Umgangssprache und ist somit ein deutlicher Gegensatz zum wissenschaftlichen Schreiben. Wörter aus der Jugendsprache tauchen im formellen Sprachgebrauch nicht auf.
- Digga, was geht bei dir?
- Frag nicht, Alter!
Bildliche Sprache
Junge Menschen nutzen in ihrer Sprache gerne Metaphern. Hier wird das eigentliche Wort durch ein anderes ersetzt, das eine gedankliche Ähnlichkeit aufweist.
- Dr. Müller ist ein Fleischdesigner. / Fleischdesigner = Chirurg
- Was bist du denn für ein Lauch? / Lauch hat die ursprüngliche Bedeutung schmächtig und hochgewachsen und steht für einen Verlierer und Schwächling.
Übertreibungen
In der Jugendsprache werden Äußerungen oftmals übertrieben formuliert und durch Adjektive betont. Diese Adjektive werden häufig in gesteigerter Form verwendet, wodurch bisweilen Steigerungsformen entstehen, die in der Alltagssprache nicht vorkommen.
- Ich schwöre, mir ging es noch nie so schlecht, wie an dem Wochenende. Ich dachte, ich sterbe.
- Das ist die krasseste Hose, die ich je gesehen habe.
Grammatikalisch fehlerhafte Sätze
Man muss kein Deutschlehrer sein, um bei manchen Sätzen, die aus den Mündern junger Leute kommen, zusammenzuzucken.
- Ich geh Bahnhof! / statt: Ich gehe zum Bahnhof.
- Was ist das für 1 Life?! / Dieser Satz bedeutet alles und nichts.
Welche Funktion die Jugendsprache hat, liest du auf der nächsten Seite.