Wer bei Google „Kaffeesatz im Garten“ eingibt, wird mit unzähligen Einträgen überschüttet, die einen davon überzeugen wollen, Kaffeesatz auf keinen Fall einfach wegzuwerfen. Stattdessen wird man angewiesen, ihn für unterschiedliche Aufgaben im Garten zu verwenden, denn er soll Schnecken abwehren, im Kompost für Regenwürmer und, auf dem Boden verteilt, für riesige Pflanzen sorgen. Man kann alten Kaffeesatz einfach überall verwenden – er wird quasi als das Allheilmittel des Gartens angepriesen. Welches Problem es im Garten auch gibt, es scheint, dass Kaffeesatz es beheben könne. Aber ist Kaffeesatz wirklich so gut für den Garten?
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Sobald man sich in die umfangreiche Artikelliste von Google vertieft, tauchen nämlich widersprüchliche Informationen auf. Einerseits sei Kaffeesatz zu sauer, andererseits sei er überhaupt nicht sauer. Weitere Quellen behaupten, Kaffee sei schrecklich für den Kompost, andere meinen, Kaffee mache ausgezeichneten Kompost. Doch welche Thesen stimmen nun?
1.) Kaffeesatz düngt den Boden?
In der Theorie ergibt das durchaus Sinn, denn jeder weiß, dass Kaffee mit einem pH-Wert von 4,5 bis 5,0 sauer ist. Die Frage ist allerdings, wie sauer der Kaffeesatz ist, wenn du deinen Kaffee gemacht hast, und ob sein Säuregehalt ausreicht. Eine Untersuchung der Oregon State University fand heraus, dass die Säure in Kaffeebohnen wasserlöslich ist. Das bedeutet, dass zwar der Kaffee in deiner Tasse sauer ist, aber nicht der Kaffeesatz. Gebrauchter Kaffeesatz hat einen pH-Wert von nur 6,5 bis 6,8; was praktisch pH-neutral und nur leicht sauer ist.
Es gibt sogar Hinweise darauf, dass der Kaffeesatz bei direkter Verwendung auf dem Boden ohne vorherige Kompostierung negative Auswirkungen haben kann. Einige Pflanzenarten wachsen weniger kräftig und auch bei Sämlingen sollte man vorsichtig sein.
Versuche es doch lieber mal damit, in deinen Garten zu pinkeln. Einen effektiveren Dünger als Urin wirst du kaum finden.
2.) Kaffeesatz ist gut für den Kompost?
Fast so beliebt wie die Verwendung von Kaffee als Dünger für Böden ist die Verwendung von Kaffeesatz zur Kompostierung. In einer Studie wurden drei verschiedene Kompostierungsmethoden verglichen, um die Wirkung der Zugabe von Kaffeesatz bei den unterschiedlichen Methoden zu messen. Bei allen drei stellten die Forscher einen Anstieg der Todesrate von Regenwürmern fest. Beim Abbau von Kaffeesatz werden organische Verbindungen und Chemikalien freigesetzt, die die Würmer töten. Zudem weist Kaffee antibakterielle Eigenschaften auf und tötet so hilfreiche Mikroben ab. Wenn du Kaffeesatz dennoch für deinen Kompost verwenden willst, tu es sparsam und mische ihn mit viel „braunem“ Zusatz wie Blättern.
Um deinen Kompost mit allerlei Mineralien anzureichern, greife lieber auf Eierschalen zurück. Sie sind absolute Kalziumbomben und versorgen deine Pflanzen optimal.
3.) Kaffeesatz eignet sich als Mulch?
Kaffeesatz ist biologisch und zersetzt sich im Garten langsam und soll sich deshalb gut als Mulch eignen. Eine Reihe von Studien gibt allerdings Hinweise darauf, dass nichtkompostierter Kaffeesatz das Wachstum einiger Pflanzen, wie z.B. Tomaten, hemmt und die Keimung von Samen beeinflusst, indem er den Stickstoff im Boden bindet. Zudem verdichtet Kaffeesatz sich zu schnell, was ihn nicht zu einem idealen Medium für Mulch macht. Er reduziert die Menge an Wasser und Luft, die den Boden erreicht, was den Pflanzen oder anderen Kleinstlebewesen im Boden nicht guttut. Wenn du Kaffeesatz dennoch im Garten verwenden willst, kompostiere ihn vorher oder füge ihn nur sehr sparsam zu anderem Mulch hinzu.
4.) Kaffeesatz vertreibt Ameisen?
Diesen Rat findet man im Internet immer wieder, denn der Wunsch, Ameisen natürlich und ohne Gift zu bekämpfen, ist groß. Wer Ameisen loswerden will, soll angeblich Kaffeesatz auf den Ameisenhaufen streuen und schon verschwinden die Krabbeltiere einfach. Doch durchgeführte Tests zeigen, dass Ameisen Kaffeesatz zwar nicht sonderlich mögen und erst einmal umdrehen, wenn sie ihm zu nahe kommen. Nach einiger Zeit kann man aber häufig beobachten, dass sie ihn einfach umgehen, ignorieren oder sogar aus dem Weg räumen.
Des Weiteren ungeeignet sind unter anderem Backpulver, Natron und Hefe. Denn was vielen womöglich nicht bewusst ist: Fressen die Ameisen die genannten Produkte, sterben sie auf leidvolle Art und Weise. Und solch eine Tierquälerei sollte nicht sein.
5.) Kaffeesatz tötet Schnecken?
Schnecken sind im Garten ein großes Problem. Studien aus Hawaii haben gezeigt, dass Koffein Schnecken tötet. Allerdings gilt dies nur beim Besprühen von Pflanzen mit Koffein, nicht beim Ausbringen von Kaffeesatz auf den Boden. Das Besprühen mit einer Kaffeelösung verhindert, dass Schnecken die Pflanze fressen und dass sie bei hoher Konzentration sogar daran sterben. Die Forscher vermuteten, dass das Koffein auf die Schnecken wie ein Nervengift wirkt. Denn das Koffein, das auf Pflanzen gesprüht wurde, war konzentrierter als das Koffein, das in Böden gefunden wurde. Tatsächlich ist die Koffeinkonzentration im Boden so gering, dass keine Schnecken abgetötet werden.
Bei Versuchen wurde bewiesen, dass Kaffeesatz auf einige Schnecken zwar eine abschreckende Wirkung hat, diese jedoch zu schwach ist, um die Pflanze wirksam zu schützen. Den meisten der kriechenden Schädlinge macht es überhaupt nichts aus, über Kaffeesatz zu kriechen. Dabei war es auch unerheblich, ob getrockneter Kaffeesatz oder frisches Kaffeepulver verwendet wurde.
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Koffein zuerst eine Mutation in Pflanzen war, die versehentlich kopiert und weitergegeben wurde. Es verschaffte Pflanzen wie Tee, Kakao und Kaffeebäumen einen Vorteil gegenüber konkurrierenden Pflanzen, die um sie herum wuchsen. Das Koffein in den abgefallenen Blättern vergiftete den Boden, sodass in der Nähe nichts mehr wachsen konnte. Die Auswirkungen von Kaffeesatz auf Pflanzen variieren zwar je nach Art, aber es zeigen sich selten kolossale Veränderungen, weshalb er im Garten nicht viel nützt und sogar Schaden anrichten kann.
Es bedeutet aber dennoch nicht, dass du deinen Kaffeesatz wegwerfen musst. Verwende ihn doch stattdessen für eine Haarspülung, die deinen Haaren Kraft und Fülle gibt, oder als Cellulite-Killer.
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Quelle: Rural Sprout, Garden Myths
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