Dass Lavendel giftig sein kann, würde kaum jemand vermuten – schließlich gilt die duftende Pflanze mit den lila Blüten als Paradebeispiel für bienenfreundliches Gärtnern. Doch ein aktueller Test zeigt jetzt: Viele der im Handel erhältlichen Lavendelpflanzen enthalten erschreckend viele Pestizide.
Giftfalle statt Bienenparadies
Wenn du Lavendel auf deinem Balkon oder im Garten pflanzt, möchtest du damit vermutlich Gutes tun – für die Bienen und dein Wohlbefinden. Doch Vorsicht: Bei einer von Ökotest durchgeführten Testreihe wurden 16 Lavendelpflanzen auf rund 700 verschiedene Pestizide untersucht – mit erschreckendem Ergebnis: Bis zu elf verschiedene Spritzgifte wurden in einer einzigen Pflanze nachgewiesen!
Besonders alarmierend: Einige der gefundenen Pestizide sind besonders für Bienen hochgradig giftig. Die Insektizide Spinosad und Deltamethrin wirken als Nervengifte und können bereits in winzigen Mengen zum Tod der Bienen führen, wenn diese sie mit dem Nektar aufnehmen. Ein trauriger Effekt der Pflanze, die eigentlich als Bienenretter angepriesen wird.

Gefährliche Wechselwirkungen und verbotene Substanzen
Nicht nur einzelne Gifte machen den Lavendel giftig für unsere Bestäuber. Besonders problematisch sind die Pestizid-Cocktails, die in den Pflanzen nachgewiesen wurden. Verschiedene Wirkstoffe können miteinander reagieren und sich in ihrer toxischen Wirkung verstärken. So zeigt eine aktuelle Studie der Uni Würzburg, dass bestimmte Insektizide in Kombination mit Fungiziden zu einer signifikant höheren Bienensterblichkeit führen können.
Erschreckend ist auch, dass mehrere der gefundenen Spritzmittel in der EU gar nicht mehr zugelassen sind:
- Carbendazim, das als reproduktionstoxisch und erbgutverändernd gilt (seit 2014 verboten).
- Metolachlor, ein hormonähnlich wirkendes Herbizid (seit 2024 verboten).
- Thiophanat-methyl, das als potenziell krebserregend eingestuft wird.
Nicht nur für Bienen ein Problem
Die Pestizide in den Lavendelpflanzen stellen nicht nur für Bienen eine Gefahr dar. Auch die Arbeiterinnen und Arbeiter, die während der Anzucht mit den Spritzmitteln hantieren müssen, sind erheblichen Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Über ein Dutzend der nachgewiesenen Wirkstoffe gelten als „besonders bedenklich“ – einige könnten krebserregend sein oder die Hormonsysteme stören.
Zum Glück ist nicht jeder Lavendel giftig: Im Test schnitten vier Pflanzen mit „sehr gut“ oder „gut“ ab. Zwei davon stammen aus Baumärkten mit überregionalem Filialnetz. Es lohnt sich also, beim Kauf genau hinzuschauen.
Wie du wirklich bienenfreundlich gärtnerst
Wenn du Lavendel pflanzen möchtest, ohne Bienen zu gefährden, solltest du dich vorher gut informieren. Frage im Gartencenter oder Baumarkt gezielt nach unbehandelten oder Bio-Pflanzen. Noch besser: Kaufe bei spezialisierten Bio-Gärtnereien ein.
Echter Lavendel (Lavandula angustifolia) und Schopflavendel (Lavandula stoechas) sind grundsätzlich hervorragende Bienenweiden – aber nur, wenn sie nicht mit Pestiziden belastet sind. Die lila Blüten bieten besonders im Hochsommer, wenn viele andere Pflanzen bereits verblüht sind, eine wertvolle Nahrungsquelle für Bestäuber.
Denk daran: Ein bienenfreundlicher Garten oder Balkon sollte vielfältig bepflanzt sein und verschiedene Blühzeiten abdecken. So hilfst du bedrohten Insekten langfristig.

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Quell: Ökotest