Sie gilt als DIE Aufräumkönigin schlechthin! Die japanische Bestsellerautorin Marie Kondo hat mit ihrer Aufräum-Show auf Netflix einen regelrechten Entrümpelungs-Boom ausgelöst. Jeder von uns wollte nach ihrem Prinzip in den eigenen vier Wänden Ordnung schaffen mit System – mehr oder weniger erfolgreich. Denn Show ist Show und die Realität sieht leider oft anders aus.
Inhaltsverzeichnis
Die Marie-Kondo-Methode
Doch wie funktioniert die Marie-Kondo-Methode überhaupt? Die Japanerin hat ein klares Konzept, nach dem sie vorgeht:
- Die ganze Wohnung wird in einem Schwung entrümpelt und in Ordnung gebracht.
- Dabei geht Marie Kondo nach Kategorien, nicht nach Zimmern vor: zuerst die Kleidung, dann Bücher, Unterlagen und zuletzt Deko-Artikel und Kleinkram.
- Alles wird auf einem Haufen gesammelt.
- Was bleibt und was wegkommt, wird danach entschieden, ob es ein Glücksgefühl auslöst.
- Jeder Gegenstand, den man behält, bekommt anschließend seinen festen Platz.
Vor allem der Punkt mit den Glücksgefühlen sorgt bei Menschen, denen Marie Kondos Methode zum ersten Mal begegnet, für Stirnrunzeln. Sollte man etwa den Sparschäler und die Rechnungen wegwerfen, nur weil sie keine Glücksgefühle auslösen? Natürlich nicht! Das Bedauern nach der Entsorgung würde hier wohl überwiegen. „Glück“ kann in diesem Fall also mit „Vermeidung von Unglück“ übersetzt werden.
Marie-Kondos-Aufräum-Fehler: Daran scheitert das Ordnung schaffen mit System
Dennoch macht Marie Kondo bei ihrem Ordnung schaffen mit System 8 Fehler, die sonst jede Hausfrau (Männer dürfen sich hier mitgemeint fühlen) wohl eher vermeiden würde.
Nicht nachhaltig
Was bei Marie Kondo aussortiert wird, landet auf dem Müll. Dabei könnte man viele der Dinge gut verschenken, spenden oder anderweitig verwenden. Auch fokussiert sich Marie Kondos Methode zu sehr darauf, Dinge loszuwerden, anstatt weniger Dinge anzuhäufen.
Nicht vorausschauend
Für Marie Kondo ist der Moment, wenn man die Dinge in die Hand nimmt, sehr wichtig. Was dabei allerdings aus dem Auge gerät, ist der Blick in die Zukunft. Was einmal weg ist, ist weg. Und nicht jeder hat das Geld, sich ständig Dinge neu zu kaufen, die man mal im Eifer des Gefechts weggeworfen hat. Kurz: Den Minimalismus, den Marie Kondo propagiert, muss man sich auch leisten können.
Alles auf einmal

Marie Kondo bezeichnet ihre Ordnungsaktionen als Aufräumfeste. Je nach Haushaltsgröße kann das aber schnell zur Überforderung werden. Sinnvoller sind da Etappenziele, die sich im Alltag tatsächlich umsetzen lassen. Zumal man nicht unterschätzen sollte, dass solche Unterfangen oft ungeahnte Kreise ziehen: Müll muss entsorgt oder weggegeben werden, Dinge müssen einen neuen Platz finden, Schränke wollen ausgewischt werden.
Nicht individuell
Das strenge Ordnung schaffen mit System, das Marie Kondo anstrebt, liegt im Trend. Aber es passt nicht zu jedem. Für den ein oder anderen ist sein kreatives Chaos in der Wohnung notwendig. Individuelle Lösungen sowie der Mut zur Unvollkommenheit bewähren sich im Alltag oft besser als ein radikales und aufgezwungenes Schema.
Nicht logisch
Wenn man sich ausschließlich mit Dingen umgibt, die einen glücklich machen, wird man automatisch glücklicher. So könnte man Marie Kondos Philosophie zusammenfassen. Aber: Wer nicht allein in seinem Haushalt lebt, wird zwangsläufig Kompromisse eingehen müssen. Wird man dadurch jedoch unglücklicher?
Unnötige Produkte
Marie Kondos Netflix-Show hat die Augen dafür geöffnet, wie viel Ballast man mit sich herumschleppt. Auf der anderen Seite betreibt Marie Kondo jedoch einen Online-Shop, dank dem man den frei gewordenen Platz mit so „sinnvollen“ Dingen wie einer Stimmgabel mit Rosenquarz (für umgerechnet etwa 62 Euro), einer handgeschmiedeten Messing-Schöpfkelle (80 Euro) oder einer Computerbürste mit Naturborsten (29 Euro) auffüllen kann.
Ein bisschen mehr Sinn fürs Praktische anstelle eines emotionalisierten Ding-Kultes täte hier sicherlich gut.
Unrealistisch
Mehr Ordnung im Haushalt wünschen sich viele. Marie Kondo lässt aber wenig Raum für Unschärfen. Das betrifft zum einen das Aussortieren nach dem Tinder-Prinzip: top oder Flop. Zum anderen ihr Ordnungssystem, bei dem jeder Gegenstand seinen festen Ort zugewiesen bekommt.
Im Alltag ist es jedoch schwierig, immer Ordnung mit System zu schaffen: Lebensumstände ändern sich, neue Gegenstände kommen hinzu, andere werden nicht mehr benötigt. Da ist Flexibilität notwendig.
Schuldgefühle
Zuletzt hat Marie Kondos Methode noch eine psychische Dimension: Sie ist ein Projekt der Selbstoptimierung. Man soll sein Leben endlich(!) in den Griff bekommen. Doch der Haushalt ist ja nicht irgendwann erledigt! Erst recht nicht, wenn man Job und Kinder hat und sich keine Haushaltshilfe leisten kann.
So bleibt bei manchem ein stilles Schuldgefühl im Hinterkopf, weil die Hausarbeit einfach kein Ende findet. Der Haushalt ist nie im engeren Sinne „perfekt“.
Was ist also das Fazit? Marie Kondo kann einem die Augen für manches öffnen und einen Ansatz zeigen, wie man Ordnung mit System schaffen kann. Im Alltag wird man ihre Methode aber wahrscheinlich nicht 1:1 umsetzen können. Zuletzt bleibt es wohl beim alten Hausfrauen-Motto: Sinn für das Notwendige und Gelassenheit gegenüber dem Unvermeidlichen.
Quelle: instyle

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