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11 Fehler, durch die Kinder unselbständig bleiben

Kinder werden immer unselbständiger. Unselbständige Kinder haben als Erwachsene aber nicht nur beruflich häufiger Probleme.

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Tolle Ideen, die das Familienleben leichter und schöner machen. (Zum Artikel nach unten scrollen.)

Nur jeder zweite 5-Jährige kann sich komplett allein anziehen. In vielen Grundschulen sind inzwischen Turnschuhe mit Schnürsenkeln verboten, weil die Lehrer nicht damit hinterherkommen, 20 ABC-Schützen die Schuhe zu binden. Mehrere Studien belegen: Kinder werden immer unselbständiger. Unselbständige Kinder haben als Erwachsene aber nicht nur beruflich häufiger Probleme, sie leiden auch öfter unter psychischen Störungen wie Panikattacken und Depressionen.

Vieles, was für die Eltern in ihrer eigenen Kindheit noch völlig normal war – draußen spielen, selbständig einkaufen, Ferienlager – scheint ihnen für ihre eigenen Kinder viel zu riskant. Kinder sind heute „Lebenserfüllungsobjekte“, die bestmöglich gefördert, betreut und umsorgt werden sollen. Die Angst davor, unverzeihliche Fehler zu machen, führt in einer Überreaktion gerade zum Gegenteil: zu Fehlern.

Im Folgenden findest du 11 solcher Fehler, die die Unselbständigkeit von Kindern befördern können. Die Liste ist dabei bewusst überspitzt formuliert: Sie soll für bestimmte Probleme sensibilisieren. Wie so oft im Leben kommt es aber immer auf das richtige Maß an.

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1. Fehler: Risiken verhindern

„Das Wagnis der Höhe und das Risiko des Scheiterns sollten die ersten wichtigen Entscheidungen im Leben eines Kindes sein“, meint Felix Nattermann. Der Lehrer, der 2014 mit dem Deutschen Lehrerpreis ausgezeichnet wurde, sieht Eltern, die jedes Wagnis unterbinden, daher äußerst skeptisch. Unterscheide Risiken, welche das Kind bewusst eingeht, strikt von Gefahren, die es noch nicht absehen kann.

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2. Fehler: Reizarme Umgebung

Geordnete Regale, alles in Weiß, kein Radio – in einer Welt, in der man regelrecht von Reizen überflutet wird, sehnen sich immer mehr Menschen nach absoluter Ruhe. Doch Kinder brauchen ein gewisses Maß an Unordnung, Farben und Geräuschen, die ihre Neugier und den Spieltrieb anregen.

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3. Fehler: Das Kind gewinnen lassen

Kaum jemand wird mit seinem Kind so Fußball spielen, dass es überhaupt keine Chance hat. Doch müssen Kinder auch Niederlagen lernen. Nur so können sie selbständig errungene Erfolge wirklich wertschätzen und Ehrgeiz entwickeln. Auch für schulische Leistungen gilt folglich: Ausreden, dass die Aufgaben zu schwer waren, gibt es nicht.

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4. Fehler: Ablenken statt trösten

Niederlagen stecken Kinder gut weg, wenn ihnen Eltern Rückhalt und Zutrauen vermitteln. Aber wie gelingt das? Richtig trösten, heißt die Antwort von Familienbegleiterin Susanne Mierau. Beim Trösten zeigt man dem Kind, dass man seine Gefühle wahrnimmt, dass man jedoch da ist und der Schmerz bald vergeht. Das ist etwas anderes, als das Kind mit Süßigkeiten oder lustigen Videos abzulenken. 

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5. Fehler: Schimpfen, aber nicht handeln

Wer mit dem Kind schimpft, dass es den Saft umgeschüttet hat, aber selbst alles aufwischt, kann sich die Rüge im Grunde schenken. Viel wichtiger als Schimpfen ist, dass Kinder lernen, dass sie die Konsequenzen ihres Tuns selbst tragen müssen – entsprechend ihren Fähigkeiten, versteht sich.

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6. Fehler: Von der Hausarbeit entbinden

Den Müll raustragen, die Spülmaschine ausräumen, Wäsche in den Wäschekorb werfen – immer seltener müssen Kinder solche Aufgaben übernehmen. Die Zahl der Kinder, die im Haushalt überhaupt keinen Finger rühren, hat in den letzten 10 Jahren um 8 % zugenommen. Die meisten Eltern gehen zwar davon aus, dass ihre Kinder diese Tätigkeiten beherrschen, aber nur durch Übung werden diese Fertigkeiten auch gefestigt.

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7. Fehler: Zur Schule bringen

Der Schulweg ist ein wichtiger Schritt in Richtung Selbständigkeit. Doch welcher Erstklässler geht ihn heute noch allein? Das raubt den Kindern die Erfahrung, dass sie jetzt „groß“ sind und das Vertrauen ihrer Eltern genießen. Die Verkehrssituation ist heutzutage übrigens nicht gefährlicher als vor 40 Jahren. Die Zahlen der im Straßenverkehr verunglückten Kinder ist seit 1978 um 42 % zurückgegangen. Schulen stehen meist in Wohngebieten. Dort werden die Straßen höchstens durch gestresste Elterntaxis gefährlich.

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8. Fehler: Musikschule und Sportverein

Sein Kind zu fördern, ist wichtig. Aber Kinder brauchen auch genügend Freiräume, in denen sie nicht betreut und in ihrem Tun angeleitet werden. Sonst konsumieren sie ihre Aktivitäten ähnlich wie das Fernsehprogramm: passiv und ohne den Ansporn, mit Einfallsreichtum selbst etwas gegen die Langeweile zu unternehmen.

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9. Fehler: Nicht allein lassen

Besonders in Städten sieht man kaum noch Kinder, die allein auf dem Spielplatz toben. Der Begriff „Schlüsselkind“ ist jungen Menschen inzwischen so fremd wie Tonbandgeräte. Allein zu einer Freundin gehen? Fehlanzeige. Die Eltern wissen ihre Kinder am liebsten rundum behütet. Damit nehmen sie ihnen jedoch die Möglichkeit, sich selbst in der Welt sicher zu fühlen.

„Massig Autoverkehr, Pädophile, Drogen und Kriminalität, da soll ich mein Kind allein in die Nachtbarschaft lassen?“, klagt eine Mutter in einem Internetforum. Möglicherweise ist aber nicht die Welt gefährlicher, sondern sind wir ängstlicher geworden. Ein Beispiel: Die Zahl der Anzeigen wegen Kindesmissbrauchs ist seit 1970 konstant – bei steigender Bevölkerungszahl und stärkerer Aufklärung. 93 % aller Fälle passieren zudem im familiären Umfeld. Dass das Gefahrenbewusstsein gestiegen ist, ist gut. Es sollte aber nicht auf Kosten der freien Entwicklung der Kinder gehen.

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10. Fehler: Keine Regeln setzen

Kinder brauchen einen klaren Rahmen, der ihnen für eine freie Entfaltung Halt gibt. Nur über klare Regeln und Absprachen kann das Kind lernen, Schritt für Schritt selbst Verantwortung zu übernehmen.

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11. Fehler: Unselbständigkeit vorleben

Im Alltag kommt es immer häufiger vor, dass nicht mehr selbst gekocht und nichts mehr selbst repariert wird, Konflikte werden vom Anwalt geklärt, ohne sein Smartphone wagt sich kaum ein Erwachsener in eine fremde Stadt. Bevor über eine heranwachsende Generation unselbständiger Kinder der Stab gebrochen wird, sollte sich manch Großer vielleicht zuerst an die eigene Nase fassen.

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Die Zeiten haben sich geändert und damit ändert sich auch die Erziehung. Gleichwohl bleibt es wichtig, Fürsorglichkeit und Selbstverantwortung des Kindes in ein Gleichgewicht zu bringen. Eltern sollten nämlich stets vor Augen haben, dass früher oder später der Moment kommt, an dem das eigene Kind ohne Hilfe von Mama und Papa zurechtkommen muss. Diese Herausforderung zu meistern, lernt ein Kind von Anfang an. Eine kleine Orientierung, was Kinder ab wann ungefähr allein können, bietet dir diese Übersicht auf Grundlage der Vorschläge der Bundes­konferenz für Erziehungs­beratung (BKE):

Was können Kinder ab wann allein?

  • 3 Monate: sich für 15 Minuten allein beschäftigen und spielen. Behalte das Kind aber im Blick, denn es wird zunehmend mobiler! Auch das Allein-Einschlafen kann man in vielen Fällen bereits in diesem Alter probieren.
  • 1 Jahr: einfache Regeln befolgen, etwa, dass man nicht an Kabeln zieht oder die Klobürste tabu ist.
  • 3 Jahre: 15 bis 30 Minuten in bekannter, sicherer Umgebung allein sein. Kleine Alltagsaufgaben, wie beim Tischdecken zu helfen, können Kinder ab diesem Alter ebenfalls übernehmen.
  • 6 Jahre: 2 Stunden in bekannter Umgebung allein sein. Kürzere bekannte Strecken wie zur Schule oder zum besten Freund kann das Kind schon allein gehen. Ein kleines Taschengeld hilft dabei, mit Geld umzugehen.
  • 8 Jahre: In dem Alter können die meisten Kinder gut schon mehrere Tage ohne Eltern an einer Ferienfreizeit teilnehmen. Das Abenteuer ruft! Kleinere Einkäufe in der Umgebung gehören ebenso zu den Haushaltsaufgaben wie regelmäßiges Tischdecken.
  • 10 Jahre: Schwimmbadbesuche mit Freunden. Regelmäßiges Staubsaugen und Müllrausbringen.
  • 12 Jahre: Selbständige Bahnfahrten zu Verwandten.
  • 13 Jahre: Auf eigene Faust Bahnfahrten zu Verwandten planen, Fahrkarten kaufen usw.
  • 14 Jahre: Ferienjob, um das Taschengeld für größere Wünsche aufzubessern.
  • 15 Jahre: Schüleraustausch im Ausland.

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Diese Auflistung ist natürlich kein absoluter Maßstab. Es kommt immer auf den jeweiligen Charakter des Kindes an, wie sehr es die gewonnenen Freiheiten selbst wünscht, ob es sich an Absprachen hält und wie gut es auf die jeweilige Situation vorbereitet ist. Aber vielleicht hilft die Liste dir ja dabei, dein Kind bei den Schritten zu mehr Selbständigkeit zu begleiten.

Quellen: vaterfreuden, welt, spiegel, familienhandbuch

Vorschaubilder: ©Flickr/devinf ©Flickr/Gordon