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LAT-Beziehung: Vor- und Nachteile dieser Partnerschaft

‚Living apart together‘: Was kann eine LAT-Beziehung erfüllen? Du erfährst, welche Vor-
und Nachteile diese Partnerschaftsform hat.

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Was gibt es Schöneres, als mit seinem Partner den nächsten Schritt zu gehen und zusammenzuziehen? Für die meisten Menschen ist dies in ihrer Partnerschaft ein wichtiger und folgerichtiger Schritt. Immer mehr Menschen entscheiden sich jedoch gegen eine gemeinsame Wohnung und führen eine sogenannte LAT-Beziehung.

LAT steht für „living apart together“ und kann etwa mit „getrennt zusammenleben“ ins Deutsche übersetzt werden. Aber wieso entscheiden sich immer mehr Paare für diese Lebensweise? Wir verraten es dir in diesem Artikel.

Ist „living apart together“ eine Fernbeziehung?

Beziehungsforschende unterscheiden drei Arten von Beziehungen, in denen eine räumliche Trennung vorliegt. Wenn die Partner mehr als zwei Stunden voneinander entfernt wohnen, sprechen sie von einer Fernbeziehung. Diese ist zudem dadurch definiert, dass die Partner im Alltag ein Singleleben führen und nur bei Besuchen durch den Partner als Paar agieren.

Die zweite Form ist die LAT-Beziehung. Dabei leben die betroffenen Paare weniger als zwei Stunden entfernt voneinander und nehmen am Alltag des anderen teil. Jeder hat jedoch seine eigene Wohnung und somit einen Rückzugsort.

Die dritte Form, die bilokale Partnerschaft, ist im Prinzip eine weitere Form einer LAT-Beziehung und nicht von der Entfernung, sondern von der sozialen Umgebung der Partner abhängig. Das trifft beispielsweise zu, wenn der eine in einem gehobenen Stadtteil lebt, während der andere seine Wohnung in einer alternativen Gegend hat.

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Welche Vorteile hat es, in einer LAT-Beziehung zu leben?

Die Entscheidungen für getrennte Wohnungen sind sehr individuell. Die häufigsten Gründe sind der Wunsch, einen Rückzugsort zu haben, weniger Kompromisse eingehen zu müssen und seine wirtschaftliche Unabhängigkeit gegenüber dem anderen zu behalten. Für Menschen mit Bindungsängsten kann dieses Konzept gut funktionieren, da sie sich nicht vor zu viel Nähe fürchten müssen.

Besonders bei Menschen, die schon eine oder mehrere gescheiterte Beziehungen hinter sich haben, wird das LAT-Beziehungsmodell immer beliebter. Laut einer Studie des österreichischen Instituts für Familienforschung leben 9,8 Prozent der Über-50-Jährigen, die eine Beziehung führen, in getrennten Wohnungen. Den höchsten Wert konnten die Wissenschaftler aber mit 20 Prozent bei den Unter-30-Jährigen feststellen.

Die Begründungen in dieser Altersgruppe waren vor allem der sich verändernde Wohnungsmarkt und der Wunsch, sich beruflich zu entfalten. Interessant sei laut Psychotherapeut Wolfgang Krüger, dass diese Entwicklung fast ausschließlich in Großstädten zu beobachten sei: „Wer in die bayerischen Dörfer geht, wird so etwas nicht finden.“

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Welche Nachteile gibt es?

Ein wichtiger Punkt sind sicher die Kosten, die bei einer doppelten Haushaltsführung anfallen. Vor allem in Großstädten können diese den Geldbeutel einer einzelnen Person stark belasten. Laut Krüger könne auch die Bindung zwischen den Partnern leiden: „Dauerhaftes Zusammeneinschlafen und Nebeneinanderaufwachen stärkt das Bindungsgefühl. Wenn man ständig nur zu Gast ist und der andere sich stets den Notausgang offenhält, sich unkompliziert trennen zu können, ist es nur schwer möglich [ein Bindungsgefühl aufzubauen].“ Eifersucht kann ebenfalls ein störender Faktor sein, nämlich dann, wenn sich einer der Partner im Alltag des anderen beiseitegeschoben fühlt.

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Für wen ist „living apart together“ geeignet?

Für Menschen mit einem starken Autonomiebedürfnis scheint das LAT-Beziehungsmodell jedoch ideal. Es bietet die Sicherheit einer Partnerschaft, jedoch gleichzeitig auch genug Freiraum zur eigenen Entfaltung. Im Fall einer Trennung kann das Leben ohne „Rosenkrieg“ fortgeführt werden. Für Paare, die sich für das LAT-Modell entscheiden, überwiegt dieser Gedanke im Gegensatz zu den möglichen finanziellen und emotionalen Vorteilen einer gemeinsamen Wohnung.

Wenn beide Partner das gleiche (ggf. geringere) Bedürfnis nach Nähe haben, dann kann dieses Konzept sicher klappen. Das Wichtigste sei laut Krüger die Kommunikation zwischen den Partnern. Des Weiteren kann „living apart together“ auch funktionieren, wenn aus der Beziehung Kinder hervorgegangen sind. Hierbei ist aber natürlich darauf zu achten, dass man auf die Bedürfnisse der Kinder eingeht. Während das eine Kind kein Problem mit regelmäßigen Standortwechseln hat, braucht das andere im Alltag womöglich mehr Kontinuität.

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Hast du schon einmal von dem LAT-Beziehungsmodell gehört und könntest du dir vorstellen, solch eine Art von Partnerschaft zu führen?

Quellen: brigitte, spiegel, paar-ehe-beratung, mutter-und-sohn
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