Ein zunächst harmloser Kommentar unter einem Facebook-Beitrag und auch Chatanfragen in anderen sozialen Netzwerken können schwerwiegende Folgen haben. Aus einer normalen Unterhaltung werden die Opfer in immer tiefere Gespräche verwickelt.
Es wird die große Liebe, der Traumjob oder das große Geld versprochen – hinter den verlockend klingenden Angeboten stecken in den meisten Fällen aber Betrüger, sogenannte Scammer.
Die unter dem Namen „Nigeria Connection“ bekannt gewordene Betrugsmasche soll den Opfern das Geld aus der Tasche ziehen. Wie du Scammer erkennst und dich vor Betrügern in den sozialen Medien schützen kannst, erfährst du hier.
Scam-Männer geben sich als US-Soldaten, Architekten, Ingenieure, Computerspezialisten oder Ärzte aus. Ihre Fotos sind oft gestohlen und zeigen attraktive Männer. Sie geben meist vor, sich in Amerika oder im europäischen Ausland aufzuhalten. In Wahrheit befinden sie sich die meisten in Westafrika.
Scam-Frauen geben sich als attraktive Ärztinnen, Krankenschwestern, Schauspielerinnen oder Geschäftsfrauen aus. Sie verwenden ebenfalls gestohlene Fotos.
Ist der Kontakt erstmal hergestellt, werden die Opfer mit Aufmerksamkeit und schnulzigen Liebesbekundungen überhäuft. So soll eine emotionale Abhängigkeit entstehen.
Im weiteren Verlauf folgen dann die Forderungen nach Geld aus verschiedensten Gründen:
- Es wird Geld für eine Geschäftsreise nach Westafrika benötigt.
- Es wird Geld für die OP eines Verwandten benötigt.
- Pass und/oder Koffer wurden auf einer Reise gestohlen.
- Unbezahlte Hotelrechnungen müssen beglichen werden.
- Die Ticketkosten, Kosten für das Visum oder die sogenannte PTA oder BTA (eine Art Ausreisegebühr an die Regierung, die es offiziell gar nicht gibt) müssen beglichen werden.
Wie gehen Scammer vor?
Die Scammer schaffen es, sich im täglichen Leben ihrer Opfer unverzichtbar zu machen – und das ohne ein einziges Treffen. Romantische Mails am Morgen oder stundenlange Telefonate nach Feierabend – zu Beginn geht es bei den Gesprächen nicht ums Geld, sondern vor allem um die Familie, die Liebe und eine gemeinsame Zukunft. Die Scammer berichten dabei nicht selten von dramatischen Lebensgeschichten über verstorbene Partner und Kinder.
Kurz bevor ein mögliches Treffen zustande kommt, müssen die Scammer aus geschäftlichen oder familiären Gründen plötzlich nach Westafrika reisen. An dieser Stelle beginnen die Geldforderungen. Die Opfer werden schließlich dazu aufgefordert, per Bargeldtransfer (z.B. durch Western Union oder MoneyGram) Geld zu senden.
Die Liebe zum Opfer wird in diesen Forderungen besonders stark hervorgehoben. Um ihre Opfer noch mehr unter Druck zu setzen, drohen manche Scammer sogar mit Selbstmord.
Aktuell haben es die Betrüger vor allem auf Ausweisdokumente abgesehen und bitten ihre Opfer um Kopien der Pässe – mit der Erklärung, ein gemeinsames Konto zu eröffnen. So können Ausweise leicht gefälscht werden.
Tipps, um einen Scammer zu erkennen
1. Bei Chatnamen mit ungewöhnlichen Sonderzeichen ist Vorsicht geboten.
2. Die meisten Betrüger kommunizieren in gutem Englisch, einige schreiben auch auf Deutsch. Häufig werden beim Scamming aber Übersetzungs-Tools verwendet. Bei seltsamen Satzkonstruktionen und vielen Rechtschreibfehlern solltest du immer vorsichtig sein.
3. Vorsicht bei Frauen, die mit schönen Fotos locken, auf denen sie nur leicht bekleidet sind. Profilfotos von Männern in Uniform sind in diesem Zusammenhang ebenfalls ein Indiz für Scamming.
4. Hat dein Chatpartner Verbindungen nach Westafrika, Russland oder Südostasien – ganz egal, ob familiär oder geschäftlich –, ist allerhöchste Vorsicht geboten.
5. Spätestens bei der Bitte um Geld oder ein gemeinsames Konto wird klar, dass es sich um Scamming handelt. Weigert sich das Opfer, finden Betrüger andere Wege. Zum Beispiel:
- gefälschte Schecks, die in Deutschland eingezahlt werden sollen
- der Wunsch einer Einladung nach Deutschland (inklusive Aufenthalt auf Kosten des Opfers)
- Opfer für ihre Zwecke missbrauchen (u.a. illegale Päckchen an dritte Personen verschicken)