Veröffentlicht inGesundheit & Beauty, Lustig & Interessant, Psyche & Wohlbefinden, Unterhaltung

Türschwelleneffekt: „Was wollte ich eben nochmal?“

Du verlässt einen Raum und weißt kurz darauf schon nicht mehr, was du erledigen wolltest? Dahinter steckt der sogenannte Türschwelleneffekt.

Türschwelleneffekt: Mann läuft durch eine Tür.
© Getty Images – jun xu

Spannende Themen und Wissenswertes mit Aha-Effekt. (Zum Artikel nach unten scrollen.)

Wer kennt es nicht? Kaum verlässt man einen Raum, um etwas ganz bestimmtes zu erledigen, so hat man im nächsten Moment auch schon wieder vergessen, was man eigentlich wollte. Dahinter steckt ein psychologisches Phänomen: der Türschwelleneffekt. Was es damit genau auf sich hat, erfährst du hier.

Türschwelleneffekt: „Was wollte ich eben nochmal?“

Du liegst ganz entspannt auf dem Sofa, doch der Akku deines Handys ist leer. Wo war nochmal das Ladekabel? Du stehst auf und gehst in die Küche. Dort angekommen, fällt dir einfach nicht mehr ein, weshalb du in die Küche gegangen bist. Du gießt dir etwas zu trinken ein und kehrst grübelnd ins Wohnzimmer zurück. In dem Moment, wo du dich auf die Couch setzt, fällt es dir wie Schuppen von den Augen – das Ladekabel! Ist diese Vergesslichkeit im Alltag ein Grund zur Sorge? Ist es möglicherweise ein Zeichen von Überlastung, wenn du im Alltag die einfachsten Dinge ständig vergisst? Oder noch schlimmer: Leidest du unter einer Vorstufe von Demenz?

Kein Grund zur Panik! Ein gewisses Maß an Vergesslichkeit gehört anscheinend zu einem gesunden Gedächtnis dazu. Ausgerechnet Türschwellen scheinen dabei eine entscheidende Rolle zu spielen, wie der amerikanische Psychologe Gabriel Radvansky in einer Studie herausgefunden hat. In der Psychologie wird bei einem solchen Szenario nämlich vom Türschwelleneffekt gesprochen.

Eine Türschwelle.
Das hat es mit dem Türschwelleneffekt auf sich. Foto: stock.adobe.com – Yury Zap

Warum dir dein Gedächtnis manchmal einen Streich spielt

Das Team des Forschers führte für die Studie drei Experimente in realen und virtuellen Umgebungen durch:

  • Im ersten Experiment mussten die Versuchspersonen zunächst in einer Computersimulation durch ein digitales Haus mit mehreren Zimmern gehen. Dabei sollten sie verschiedene Gegenstände einsammeln und wieder ablegen. Die Forscher stellten während der Studie fest, dass die Probanden ihre Entscheidungen häufig vergaßen, nachdem sie durch eine Tür geschritten waren. Ohne Raumwechsel fiel es ihnen deutlich leichter, ihre Gedanken beieinander zu halten.
  • Das zweite Experiment wurde in einer realen Umgebung durchgeführt und lieferte das gleiche Ergebnis.
  • Das dritte Experiment fand wieder in dem virtuellen Haus aus Runde 1 statt. Die Forscher wollten noch herausfinden, ob sich das Verhalten der Teilnehmer in einer bereits vertrauten Umgebung möglicherweise ändert – Fehlanzeige! Sobald die Probanden eine Türschwelle überschritten, ließ das Erinnerungsvermögen nach.
Was wollte ich eben nochmal? Das passiert beim Türschwelleneffekt.
Foto: stock.adobe.com – rico287

Kann man den Türschwelleneffekt umgehen?

Die Forscher kamen deshalb zu folgendem Ergebnis: Laut Radvansky sorgen Türen nicht nur für räumliche Ordnung, sondern beeinflussen auch unsere Gedanken. Der Forscher spricht hierbei von sogenannten „Ereignisgrenzen“. Das bedeutet, dass wir unsere Erinnerungen in kleinen, in sich geschlossenen Episoden abspeichern. Diese haben wiederum einen räumlichen Bezug und unser Gehirn legt sie „zur Seite“, wenn wir einen neuen Ort aufsuchen. Dazu kommt, dass sich unser Gehirn beim Raumwechsel auf eine neue Umgebung einstellen muss und dabei von neuen Gedanken und Eindrücken schnell abgelenkt werden kann.

„Es ist schwierig, sich an die Entscheidung oder Aktivität zu erinnern, die in einem anderen Raum getroffen wurde, weil sie bereits wegsortiert wurde.“

Gabriel Radvansky, Psychologe
Mann geht über eine Türschwelle.
Foto: Getty Images – jun xu

Mit einem einfachen „Trick“ kann man den Türschwelleneffekt jedoch aushebeln. Eine australische Studie hat nämlich herausgefunden, dass das psychologische Phänomen meist dann auftritt, wenn uns ohnehin schon viele Dinge im Kopf herumschwirren – z.B. wenn wir gestresst oder abgelenkt sind. Versuche deshalb, dich stets auf eine Sache zu konzentrieren und mit deinen Gedanken nicht abzuschweifen – gerade dann, wenn du den Raum wechselt. So kannst du dein Gehirn austricksen und den Türschwelleneffekt umgehen. Ansonsten gehst du einfach kurz in den Raum zurück, aus dem du gekommen bist – meistens fällt dir dann wieder ein, was du erledigen wolltest.

Mach dir also keine Sorgen, wenn du im Alltag mal wieder eine Kleinigkeit vergessen hast oder dich hin und wieder fragst: „Was wollte ich eben nochmal?“

Du interessierst dich für psychologische Phänomene? Lies hier, warum wir uns manchmal vorstellen, von einer Klippe zu springen.

Quelle: nationalgeographic, utopia
Vorschaubild: ©Getty Images – jun xu