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3-Sekunden-Regel: Weißt du, was wirklich dahinter steckt?

Ist die 3-Sekunden-Regel mehr als ein Mythos? Erfahre, was Experten und Studien über Keime auf Lebensmitteln verraten – und wann du besser verzichten solltest.

ein Muffin liegt auf dem Fußboden
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Leg niemals Klopapier auf die Klobrille! Das ist völliger Blödsinn!

Jedem von uns ist wahrscheinlich schon einmal Essen auf den Boden gefallen. Kindern passiert das ständig. Binnen weniger Sekunden ist das Lebensmittel wieder aufgehoben und verschwindet schnell im Mund. Und das ist bei weniger als 3 Sekunden Bodenkontakt ja auch völlig unbedenklich, oder? Die 3-Sekunden-Regel besagt schließlich, dass Lebensmittel erst nach 3 Sekunden mit Keimen kontaminiert werden. Doch stimmt das wirklich?

Ursprung einer kulinarischen Notlüge?

Die 3-Sekunden-Regel (manchmal auch als 5-Sekunden-Regel bekannt) hat sich über Generationen hinweg in den Köpfen eingebrannt – wie ein stillschweigender Vertrag zwischen uns und dem Boden. Erst, wenn wir innerlich bis 3 bzw. 5 gezählt haben, ist das Lebensmittel nicht mehr essbar, zuvor ist es jedoch unbedenklich.

3-Sekunden-Regel: ein Kuchen liegt auf dem Boden
Würdest du diesen Kuchen noch essen? Credit: vectorass – stock.adobe.com

Vermutlich ist die 3-Sekunden-Regel eher ein psychologischer Trost als eine hygienische Richtlinie: Wer will schon den letzten Schokokeks opfern, nur weil er kurz zu Boden ging? Doch während unser Herz „Iss ihn!“ ruft, meldet sich das Gewissen – oder die Mikrobiologie.

Das sagt die Wissenschaft

Die Mikrobiologen Robyn C. Miranda und Donald W. Schaffner von der Rutgers University wollten es genau wissen und führten 2016 eine Studie durch, die den Mythos auf die Probe stellte. Dabei testeten sie unterschiedliche Lebensmittel auf verschiedenen Oberflächen und untersuchten, wie schnell sich das Bakterium Enterobacter aerogenes überträgt.

Das überraschende Ergebnis: Schon nach weniger als einer Sekunde war eine signifikante Anzahl von Bakterien auf den Lebensmitteln nachweisbar. Je länger ein Lebensmittel auf dem Boden liegt, desto mehr Keime setzen sich an diesem fest. Jedoch ist Zeit nicht das alleinige Kriterium!

3-Sekunden-Regel: Zeit nicht alleiniges Kriterium

Nicht allein die Zeit ist das Hauptkriterium für eine mögliche Verunreinigung ist, sondern die Art des Lebensmittels, die Beschaffenheit des Bodens – und vor allem seine Sauberkeit. Wenn feuchte Lebensmittel wie beispielsweise ein Stück Melone oder eine Scheibe Wurst auf den Boden fallen, sammeln sich dort schneller Keime an, als wenn trockene Lebensmittel wie Brot oder ein Keks herunterfällt.

Die Keimbelastung variiert je nach Ort. In einem durchschnittlich sauberen Haushalt sind viele Böden weniger keimbelastet, als man denkt – oft sogar sauberer als das Smartphone oder die Fernbedienung. Problematisch wird es allerdings bei „Hotspots“ wie dem Bereich um die Toilette, dem Mülleimer oder einer benutzten Küchenspüle. Hier lauern potenziell krankmachende Keime wie E. coli, Salmonellen oder Listerien, die schon in kleinen Mengen gesundheitsschädlich sein können. Als Folge könnte dich beispielsweise ein fieser Magen-Darm-Infekt heimsuchen!

Wenn dir zu Hause ein Gummibärchen auf den sauberen Teppichboden plumpst, wirst du ihn wahrscheinlich auch nach 10 Sekunden noch bedenkenlos essen, bei einem Kaugummi, der dir auf der U-Bahn-Toilette aus dem Mund fällt, sieht dies hingegen anders aus.


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Also: Essen oder entsorgen?

Die Entscheidung liegt letztlich beim gesunden Menschenverstand – und vielleicht ein bisschen beim Risikoappetit. Ein trockenes Lebensmittel auf einer sauberen Oberfläche? Wahrscheinlich unbedenklich. Ein klebriges Bonbon auf einem stark frequentierten Bahnhofsboden? Eher nicht.

Die 3-Sekunden-Regel ist zwar ein Mythos – aber nicht völlig nutzlos. Sie kann in bestimmten Situationen als Faustregel dienen, ersetzt aber keine hygienische Einschätzung. Wichtig ist, nicht nur die Zeit, sondern den Ort, das Lebensmittel und den Zustand des Bodens zu bewerten.

Quelle: myhomebook.de