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21-Jährige schwitzt Blut und stellt Ärzte vor ein Rätsel

Hämhidrose: Was diese unerforschte Krankheit ist und wieso Betroffene Blut schwitzen. Der Fall einer Italienerin stellt ihre Ärzte vor ein Rätsel.

Blut schwitzen
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Es wirkt wie eine Szene aus einem Horrorfilm: Blut läuft der jungen Frau übers Gesicht und auch ihre Hände sind mit der roten Flüssigkeit benetzt. Für eine 21-jährige Frau aus Florenz war das bis ins Jahr 2017 Realität. Eine seltene Krankheit ließ sie täglich Blut schwitzen – bis sie endlich ihre Scham überwand und zum Arzt ging.


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Die junge Frau, deren Name aus Schutz ihrer Privatsphäre nicht genannt wird, hatte keine äußeren oder inneren Verletzungen erlitten, dennoch blutete sie jeden Tag. Diese blutigen Schweißausbrüche dauerten zwischen einer und fünf Minuten an. Eine Stresssituation oder sportliche Betätigung verschlimmerten die Blutungen nach eigenen Aussagen. Dies führte dazu, dass sich die junge Frau aus Scham immer mehr zurückzog und drei Jahre lang kaum noch Kontakt zur Außenwelt hatte.

Dann endlich überwand sie sich und begab sich in ärztliche Behandlung. Die Symptome der 21-Jährigen stellten die Ärzte allerdings vor ein Rätsel. Anfangs vermuteten sie sogar, dass die Italienerin am Münchhausen-Syndrom leide und sich den Blutschweiß nur einbilde. „Wir dachten erst, dass die italienischen Ärzte einer Schwindlerin auf den Leim gegangen seien“, so die kanadische Ärztin Jacalyn Duffin, die den Fall für das Canadian Medical Association Journal zusammenfasste. Als die Mediziner in Italien jedoch selbst Zeuge der unkontrollierbaren Blutungen wurden, diagnostizierten sie bei der jungen Frau die seltene Erkrankung Hämhidrose. Darüber hinaus zeigten sich bei ihr Symptome einer Depression und einer Angststörung, welche die 21-Jährige im Zuge ihrer Selbstisolation entwickelt hatte.

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Was ist Hämhidrose?

Bei Menschen mit einer Hämhidrose-Erkrankung sind die Gefäßwände im Körper sehr dünn und können daher schnell platzen. Vor allem in Stresssituationen oder beim Sport tritt Blut aus den Gefäßen aus. Dieses wird durch die Schweißdrüsen des Körpers – also vor allem an den Händen und der Stirn – aus dem Körper transportiert. Bis heute gibt es keine eindeutige Erklärung für die dünnen Membranen der Gefäße. Verschiedene Forscher stellten in der Vergangenheit bereits Theorien auf, die von Epilepsie über Malaria bis zu psychogenen Störungen wie eine posttraumatische Belastungsstörung als Grund reichen.

Was weiß man über Hämhidrose?

Die Wahrscheinlichkeit an Hämhidrose zu erkranken, liegt bei 1 zu 10 Millionen. Dennoch häufen sich in den letzten Jahren Berichte über Menschen, die Blut schwitzen. So wurde beispielsweise im Jahr 2018 bekannt, dass eine ebenfalls 21-jährige Inderin von ihrem Ehemann verlassen wurde, weil sie immer wieder Blut schwitzte. Auch die 7-jährige Phakamad Sangchai aus Thailand erlangte 2017 ungewollt Berühmtheit, da sie immer, wenn sie Kopfschmerzen hatte, Blut schwitzte.

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Die Symptomatik des Blutschwitzens taucht jedoch auch schon in jahrhundertealten Quellen auf. So glaubten einige Ärzte im Mittelalter, dass Hämhidrose nur Frauen betreffe, die ihre Menstruation unterdrückten. Auch Leonardo da Vinci erwähnt in seinen Aufzeichnungen einen Soldaten, der vor jeder Schlacht Blut schwitzte.

Das wahrscheinlich prominenteste Beispiel einer Überlieferung von Hämhidrose jedoch könnte Jesus Christus sein. Im Evangelium nach Lukas wird beschrieben: „und sein Schweiß war wie Blut, das auf die Erde tropfte.“ Dieser Satz gibt Hinweis darauf, dass der historische Jesus eventuell an Hämhidrose gelitten haben könnte. Auch an anderen Stellen in der Bibel werden immer wieder Heilige erwähnt, die Blut geschwitzt oder geweint haben sollen.

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Kann man Hämhidrose heilen?

Aufgrund fehlender Erkenntnisse über Hämhidrose gibt es noch kein Heilmittel. Erfahrungen der Ärzte haben aber gezeigt, dass Betablocker wie Propranolol die Symptome abmildern und in manchen Fällen sogar gänzlich unterdrücken können.

Die junge Italienerin wird mittlerweile mit Propranolol und Antidepressiva therapiert. Wie es ihr mittlerweile geht, ist leider nicht bekannt. Jedoch ist es toll, dass sie ihre Angst überwunden hat, um sich professionelle Hilfe zu suchen. Es bleibt zu hoffen, dass es in Zukunft mehr Erkenntnisse über diese mysteriöse Krankheit geben wird und man den Betroffenen noch besser helfen kann.

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Quellen: wunderweib, cmaj, vice, wikipedia, dailymail, siasat

Vorschaubild: ©twitter/SarinaCawley