Seit Albert Einstein wissen wir, dass Zeit relativ ist. Fünf Minuten auf einem Zahnarztstuhl können sich wie eine Ewigkeit anfühlen, wohingegen zwei Wochen Urlaub wie im Flug vergehen. So unterschiedlich die Wahrnehmung von Zeit ist, so verschieden sind auch die Interpretationen der Zeitadverbien „rasch“, „alsbald“, „später“ oder „zeitnah“. Weißt du, welche Bedeutung sich beispielsweise hinter „zeitnah“ verbirgt? Hier erfährst du es!
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Zeitnah: Diese Bedeutung hat es
„Bitte zeitnah zurückrufen“, „Rechnung zeitnah begleichen“, „Nach Anbruch zeitnah verzehren“ – kommt dir das bekannt vor? Begriffe wie „zeitnah“, „rasch“ oder „alsbald“ begegnen uns regelmäßig im Alltag – auf Lebensmitteln, in E-Mails oder Stellenausschreibungen. Doch was genau bedeutet „zeitnah“ eigentlich? Und wie viel Zeit hat man dann wirklich?

Das Wort „zeitnah“ klingt präzise – ist es aber nicht. Laut Duden bedeutet es schlicht: „gegenwartsnah“ oder „schnell erfolgend“. Doch was heißt das in Stunden, Tagen oder Wochen? Genau das ist das Problem: „Zeitnah“ ist ein Begriff, der viel Interpretationsspielraum lässt – je nach Kontext.
„Zeitnah bezahlen“ – eine Bedeutung mit Spielraum
Wenn du eine Rechnung bekommst mit dem Hinweis: „Bitte zeitnah überweisen“, hast du juristisch gesehen bis zu 30 Tage Zeit ab Rechnungsdatum. Sofern nichts anderes konkret angegeben ist. Steht allerdings „zahlbar sofort“ oder „zahlbar innerhalb von 14 Tagen“, wird’s verbindlich. Dann zählt jeder Tag.
Merke: „Zeitnah“ auf einer Rechnung ist eher eine Empfehlung – keine Frist mit Mahn-Androhung.
„Zeitnah verzehren“ – eine Angabe, die für Verwirrung sorgt
Besonders beliebt ist die Angabe: „Nach Anbruch zeitnah verzehren“ auf Lebensmitteln. Vor allem auf Lebensmitteln wie Mayonnaise, Räucherlachs oder Feinkostsalaten ist sie zu finden. Doch was heißt das – morgen, nächste Woche oder lieber gestern?
Die Verbraucherzentralen schlagen hier regelmäßig die Hände über dem Kopf zusammen. Denn: „Zeitnah“ und seine konkrete Bedeutung hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Wie wurde das Produkt gelagert?
- Wurde es gekühlt?
- Wurde es mit einem sauberen Löffel entnommen?
Das Mindesthaltbarkeitsdatum, das auf die Verpackungen gedruckt ist, bezieht sich nur auf ungeöffnete Produkte. Bis zu diesem Datum haften die Hersteller für die Qualität des Lebensmittels. Rechtlich könnten sich Hersteller den Aufdruck „Nach Anbruch zeitnah verzehren“ auf ihren Produkten sparen, viele verwenden ihn jedoch trotzdem, um zu verdeutlichen, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum bei geöffneten Produkten nicht mehr gilt.
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Als Konsument solltest du dich hier auf deine Sinne verlassen:
- Wie riecht das Produkt?
- Sieht es anders aus als sonst?
- Schmeckt es ungewöhnlich?
Nur wenn alles unauffällig ist, kannst du das Lebensmittel essen – andernfalls: lieber weg damit.
Merke: Ein offener Räucherlachs sollte laut Experten innerhalb weniger Tage verzehrt werden. Bei Produkten wie Ketchup oder Senf können auch mehrere Wochen noch „zeitnah“ sein – je nach Lagerung.
„Zeitnah erledigen“ – Stolperfalle im Büro
Auch im beruflichen Kontext kann „zeitnah“ zur Stolperfalle werden. Ein Chef, der sagt „Ich brauche das zeitnah“, kann damit meinen: bis heute Abend – oder auch: irgendwann diese Woche. Frage am liebsten noch einmal nach, um Missverständnisse zu vermeiden.
„Zeitnah“ ist nicht gleich sofort – aber auch nicht irgendwann
Zeitadverbien sind oftmals dehnbare Begriffe. Bis auf „jetzt“ und „sofort“, die für gewöhnlich ein schnelles Handeln mit sich bringen, ziehen sich „gleich“, „bald“ und auch „zeitnah“ ganz gerne in die Länge. Zumindest für das Wörtchen „zeitnah“ weißt du nun um die Bedeutung. Was es mit „gleich“ auf sich hat, wirst du hier auch „bald“ erfahren.
Quelle: t-online.de